Full text:

erinnerte ihn jedoch, daß dieß Alles noch nicht genug 
ſey, denn ſie dachte an den Drachen, und fürchtete, daß 
ihm dieſer noch größeres Ungemach anthun möchte, als 
der Rieſe. „Dieß iſt mein geringſter Kummer,“ ſagte 
der Ritter lächelnd, „jetzt bekümmert mich nur Eines: 
nämlich, daß ich ſeit vier Tagen und Nächten weder gegeſ— 
ſen noch getrunken, viel weniger der Ruhe gepflogen habe.“ 
Das hörte das Zwerglein Egwald, das dem Ritter 
gefolgt war, und erſchrack mit der Jungfrau nicht wenig; 
ſorgte auch alsbald dafür, daß ſeine Vaſallen, die Zwer— 
ge, dem Helden zu Eſſen brachten, und erbot ſich ihn 
und ſeine Geliebte zum wenigſten zwei Wochen lang mit 
Speiſe und Trank wohl zu verſorgen, und mit allen 
ſeinen Zwergen ihnen dienſtbar zu ſeyn und aufzuwar— 
ten. Als nun das Eſſen, ſo gut es in der Eile zube— 
reitet werden konnte, aufgetragen war, ſetzte ſich Sieg— 
fried mit der Jungfrau zu Tiſche, ſich mit Speiſen zu 
erlaben, damit er wieder zu Kräften käme. Ehe ſie 
aber noch angefangen, ſiehe, da kam der ungeheure Dra— 
che über die Berge dahergeflogen, und neun junge Dra— 
chen mit ihm. Von ihrem Fluge wurde das Gebirge 
erſchüttert, als wenn es zuſammenſtürzen wollte, ſo daß 
es kein Wunder geweſen wäre, wenn ein Menſch vor 
Schrecken geſtorben wäre. Auch entſetzte ſich die Jung— 
frau ſo, daß ihr der kalte Angſtſchweiß über das An⸗ 
geſicht lief, und alle Zwerge, die den Tiſch bedienten, 
liefen davon. Siegfried aber nahm, in Ermanglung 
eines Trockentüchleins, ſein ſeidenes Gewand, und wiſchte 
der Jungfrau ſorglich den Schweiß ab; dann ſprach
	        
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