Full text:

25 
haſt!“ Als Siegfried ſie ſo klagen hörte, ſprach er: 
„Sey getroſt, meine Schöne, es hat keine Noth!“ Der 
Rieſe aber dachte: „Jetzt muß es gewonnen oder verlo— 
ren ſeyn!“ Doch Siegfried faßte den Rieſen in ſeine 
Wunden und riß ſie ihm voneinander; daß das Blut 
vom Steine hinabfloß. Da ſank der Rieſe mit beben— 
der Stimme zur Erde, und bat flehentlich, der Ritter 
wolle ihn doch ſeines Edelmuthes genieſſen laſſen, und 
ihm das Leben ſchenken. Er bekannte dabei, daß er 
nun zu dreienmalen treulos an ihm geworden ſey. „Weil 
ihr dann ſehet, ſagte er, daß ich ſo kraftlos da liege, 
ſo werdet ihr euch deſto weniger vor mir zu fürchten 
haben!“ Siegfried aber, der nunmehr die Jungfrau 
in ſeiner Gewalt ſah, und den Schlüſſel zu dem Dra— 
chenſtein bei ſich hatte, achtete ſeiner Bitten nicht, ſon— 
dern er packte den ungeheuren Rieſen und ſtürzte ihn 
vom Drachenſtein hinab, daß ſein Gebein in der Fel— 
ſenkluft zerſchmettert ward. 
Als Florigunde dieſes ſah, brach ſie in ein lautes 
Freudengeſchrei aus, und dankte Gott, daß er dem Ritter 
ſo große Stärke gegeben; Siegfried aber nahte ſich der 
Jungfrau, umfing ſie züchtiglich und ſprach zu ihr: 
„Nur guten Muthes, meine Geliebte! euer Leid ſoll bald 
in Freude verwandelt werden.“ Die Jungfrau dankte dem 
Ritter von Herzen mit vielen beweglichen Worten; ſie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.