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haſt!“ Als Siegfried ſie ſo klagen hörte, ſprach er:
„Sey getroſt, meine Schöne, es hat keine Noth!“ Der
Rieſe aber dachte: „Jetzt muß es gewonnen oder verlo—
ren ſeyn!“ Doch Siegfried faßte den Rieſen in ſeine
Wunden und riß ſie ihm voneinander; daß das Blut
vom Steine hinabfloß. Da ſank der Rieſe mit beben—
der Stimme zur Erde, und bat flehentlich, der Ritter
wolle ihn doch ſeines Edelmuthes genieſſen laſſen, und
ihm das Leben ſchenken. Er bekannte dabei, daß er
nun zu dreienmalen treulos an ihm geworden ſey. „Weil
ihr dann ſehet, ſagte er, daß ich ſo kraftlos da liege,
ſo werdet ihr euch deſto weniger vor mir zu fürchten
haben!“ Siegfried aber, der nunmehr die Jungfrau
in ſeiner Gewalt ſah, und den Schlüſſel zu dem Dra—
chenſtein bei ſich hatte, achtete ſeiner Bitten nicht, ſon—
dern er packte den ungeheuren Rieſen und ſtürzte ihn
vom Drachenſtein hinab, daß ſein Gebein in der Fel—
ſenkluft zerſchmettert ward.
Als Florigunde dieſes ſah, brach ſie in ein lautes
Freudengeſchrei aus, und dankte Gott, daß er dem Ritter
ſo große Stärke gegeben; Siegfried aber nahte ſich der
Jungfrau, umfing ſie züchtiglich und ſprach zu ihr:
„Nur guten Muthes, meine Geliebte! euer Leid ſoll bald
in Freude verwandelt werden.“ Die Jungfrau dankte dem
Ritter von Herzen mit vielen beweglichen Worten; ſie