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Als dieſer den gehörnten Siegfried anſichtig ward, grüßte
er ihn ganz tugendlich. Siegfried bedankte ſich mit allen
Sitten, und ſtaunte die koſtbare Kleidung, die überaus
köſtliche Krone und das herrliche Gefolge des Königs
lange an. Denn derſelbe hatte nicht weniger denn tau⸗
ſend Zwerge bei ſich, alle wohl geputzt und bewaffnet,
die ſich ſofort mitſammt dem Könige zu ſeinen Dienſten
erboten. Der König Egwald hatte nämlich den Ritter
Siegfried ſogleich erkannt. Er konnte ſich nicht genug⸗
ſam verwundern, wie und warum er doch an dieſen
abwegſamen Ort gekommen, zumahl es hier der Gefah⸗
ren ſo mancherlei gebe. Siegfried dankte Gott, daß er
ihm Mittel und Wege zugeſchickt, ſein Vorhaben weiter
ins Werk zu ſetzen; er bat den König, ihn doch ſeiner
Treue und Tugend genießen zu laſſen, und ihm zu ſa—
gen, wie er am füglichſten nach dem Sitze des Drachen
gelangen könnte. Daß aber der Zwerg Siegfried mit
Namen genannt und ſo zutraulich mit ihm, wie mit
einem alten Bekannten, geredet, darüber verwunderte
ſich dieſer, und ſagte zu dem Zwergenkönig: „Wenn
du mich ſo gut kennſt, ſo mußt du auch wohl wiſſen,
wie mein Vater und meine Mutter heißen, und ob ſie
noch am Leben ſind.“ Der Zwerg antwortete und ſprach:
„Dein Vater heißt Sieghard und iſt König in den
Niederlanden; deine Mutter heißt Adelgunde; und beide
leben noch.,) Wie Siegfried vernahm, daß der Zwerg
von allem ſo guten Beſcheid wußte, dachte er: meine
Sache wird noch gut werden, und verließ ſich auf ſeine
Stärke. Er bat daher den König, daß er ihm den Weg
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