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Siegfried; er griff, wie einſt Simſon, dem wilden Thiere
beherzt in den Rachen, und riß ihn von einander, ſo
daß der Löwe todt vor ihm dalag. Dann nahm er den
Erlegten, hängte ihn an einem Baume auf, ſattelte ſein
Pferd und eilte ſeinem Hunde nach, der ein getreuer
Wegweiſer war.
Er war noch nicht weit geritten, als ihm ein ge—
wappneter Ritter begegnete, der ihn ganz barſch anre—
dete: „Junger Mann, wer du auch ſeyſt, ich ſage dir,
du kommſt ohne Schwerdtſtreich nicht von hier, du
gebeſt dich mir denn gefangen. Wo nicht, ſo mußt du
von meinen Händen ſterben!“ Mit dieſen Worten zog
er ſein Schwert. Aber Siegfried bedachte ſich nicht lan—
ge, auch er griff zu ſeinem guten Schwerte und ſprach:
„Du viel kühner Ritter, wer du auch ſeyeſt, wehre dich
männlich, denn dieß wird noth ſeyn, da ich dich bald
zu lehren gedenke, daß man einen beherzten Ritter nicht
ungeſtraft auf freier Straße anfällt.“ Damit ſchlugen
ſie kräftig zuſammen, daß die Funken ſtoben. Da
ſprach der gewappnete Ritter zu Siegfried: „Ich ſage
dir, Held, gib dich mir gefangen; du biſt ja nicht ge—
wappnet, ſo kannſt du mich nicht beſtehen, / Siegfried
erwiederte: „Ich will dir deine Waffen bald auflöſen!“
Dazu führte er einen ſolchen Streich auf den Nitter,
daß er ihm ſein Viſier wegſchlug. „Das ſoll dir übel
bekommen!/ ſchrie der Ritter, „denn bisher habe ich
dich nur aus gutem Willen verſchont! /) Er holte zu—
gleich zu einem gewaltigen Streiche aus, um Siegfried
das Haupt zu ſpalten. Dieſer aber fing den Hieb be—