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NSTTAXX. —
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Als er zurückgekehrt war, fand er den König und
die Königin in großer Traurigkeit, denn ſie hatten ſich
wieder von ihrer Tochter Floͤrigunde unterhalten und
ihr Herz war darüber in große Aengſte gerathen. Da
tröſtete ſie Siegfried aufs Beſte, hieß ſie ihre Betrüb—
niß mäßigen, und ſprach mit Zuverſicht die Hoffnung
aus, daß es ihm beſchieden ſey, mit Gottes Hülfe ihre
Tochter zu erlöſen. Wie ſie nun wieder ein wenig beſ—
ſern Muthes waren, genoſſen ſie zuſammen die Abend—
mahlzeit und legten ſich dann ſchlafen. Zu Nacht aber
hatte Siegfried einen hellen Traum. Die ſchöne Jung—
frau Florigunde ſtand, wie ſie leibte und lebte, vor ihm,
worüber er ſehr erfreut war. Als er erwacht und der
Tag angebrochen, kommt ihn eine Luſt zu jagen an, er
nimmt ſeine Hunde, und reitet mit ihnen hinaus. So
gelangen ſie in einen dichten Wald, wo ſich kein Wild
blicken ließ. Siehe, da läuft ſeiner beſten Spürhunde
einer in das Gehölz, dem eilet Siegfried mit Begierde
nach, und ſo bringt ihn das Ungefähr auf die Spur,
die zu dem Orte führte, wo der Drache mit der Jung—
frau ſich aufhielt. Bis in den vierten Tag verfolgte er
mit ſeinem Hunde dieſe Spur, ohne an Eſſen und Trin⸗
ken zu denken, denn ſtets ſchwebte ihm die ſchöne Flo—
rigunde vor Augen.
Wie er nun merkte, daß ſein Pferd matt wurde,
ließ er es ein wenig graſen, weil nichts Beſſeres zur Stelle
war; er ſelbſt fühlte ſich auch ermüdet und wollte ein
wenig ruhen; da lief aus dem Walde ein großer Löwe
auf ihn zu. Hier iſt nicht lange Zeit zu ſpaßen, dachte