Full text:

VI 
loſen Form dieſer Volksgeſchichten von ihrem eigenthüm⸗ 
lichen Werthe nichts, und der unverdorbene Geſchmack 
wird von den Ueberdichtungen derſelben eben ſo gerne zu 
der ſchlichten Darſtellung der alten Zeit zurückkehren, als 
er ſich von den genialſten Variationen in der Muſik im⸗ 
mer wieder mit gleichem Vergnüͤgen einer einfachſchöͤnen 
Urmelodie zuwendet. Beſonders werden jüngere Leſer, wel— 
che, gleich dem Volke, geſteigerter Kunſtbildung noch nicht 
zugänglich ſind, von der Poeſie dieſer Sagen in ihrer ein⸗ 
fachſten Geſtalt ergriffen und gerührt werden, während 
zugleich der Grundton von Frömmigkeit und reiner Sitte, 
der durch die beſten dieſer Poeſien in ihrer älteſten Form 
am hörbarſten durchklingt, ſie vorzugsweiſe zu einem Leſe⸗ 
buche der Jugend macht, das, ohne von ausgeſprochen 
didaktiſcher Tendenz zu ſeyn, ſie doch gegen Unglauben 
und Unſitte zu befeſtigen und darüber zu belehren geeignet 
iſt, daß die ſchönſte Dichtung mit Religion und Tugend in 
ewigem Bunde ſteht. Mit Rückſicht auf die Jugend ſind 
denn auch nicht nur die wenigen phantaſtiſchen und 
humoriſtiſchen Erzaͤhlungen, welche zur Abwechslung zwi⸗ 
ſchen den Reihen der ernſteren Sagen ſtehen, von dem 
Bearbeiter behandelt und hier und da beſchränkt worden, 
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