Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

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Laufe die gerade Richtung nach Donniwell-Church. — 
Und dort, in der öden Vorhalle der längſt verlaſſenen 
Kirche fand Lindores die arme Beatrix, faſt erſtarrt vor 
Kälte, Schmerz und Schrecken. Ihr Klepper war aus⸗ 
geglitten, mit ihr von einem ziemlich hohen Damme hin— 
abgerollt und hatte die Vorderbeine gebrochen. Zwar 
kam ſie ſelbſt ohne gebrochene Glieder davon, doch ſo jäm— 
merlich zerſchlagen, daß ſie nach einem vergeblichen Ver⸗ 
ſuche, durch den Schneeſturm den Weg nach Hauſe zu 
finden, dieſen Vorſatz aufgab, und, an ihrer Rettung 
verzweifelnd, „umkehrte, um hier zu ſterben“ wie 
ſie dem Oberſten mit ſchwacher Stimme zuflüſterte, als 
er ſie, die kaum noch Athmende, mit ſeinem Mantel be— 
deckte und ſich neben ihr niederließ, um die zitternde Ge⸗ 
ſtalt aufrecht zu halten. — „Gott ſei Dank, ich habe 
gethan, was ich mußte!“ fuhr ſie mit kaum hörbarem 
Flüſtern fort, „und ich preiſe ihn aus tiefſter Seele, daß 
dieſer Unfall mich erſt auf meinem Rückwege traf!“ — — 
„Von woher, Beatrix?“ — „Fragen Sie mich jetzt nicht, 
lieber Lindores. Was mich einzig und allein quält, iſt 
daß ich Ihnen Allen ſo viel Unruhe und Angſt verurſacht 
habe. Ich verdiene meine Strafe, und wäre ſie auch 
tauſendmal härter.“ — — „Sie iſt hart genug“, ſagte 
Lindores ſanft, als er ihr ins bleiche Antlitz blickte und 
nun erſt den tiefen Einſchnitt an ihrer ſchönen Stirn ge— 
wahrte, aus welchem das Blut hervorquoll. Indem er
	        
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