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Lächeln ihre ſchönen Züge. Der alte Haarkünſtler ſchaute
ſie bewundernd an und war einen Augenblick zweifelhaft,
ob ſo viel Lieblichkeit nicht einen Theil ihres Reizes der
Locke falſchen Haares verdanke? — —
Die Einladung der Lady Anna.
In unſerm alten Stammhauſe, welches ohne die feſte
Stütze zahlreicher, von Epheu umrankter Strebepfeiler
ſchon geſchwankt haben möchte, lebten wir im ſehr zahl—
reichen, doch glücklichen Familienkreiſe, als dieſer in der
Perſon unſrer jungen Couſine Beatrix noch einen Zuwachs
erhielt, und bei Einigen unter uns böſe Ahnungen auf—⸗
ſtiegen: die Neuangekommene werde ſich in Neigungen
und Gewohnheiten nicht mit den alten Hausgenoſſen ver—
ſchmelzen können. Beatrix Delville war eine Waiſe und
unſers Vaters Mündel geworden; ſie erbte ein anſehn—
liches Vermögen, beſaß Jugend, Schönheit, einen hohen,
trotzigen Sinn, und letztern in ſolchem Grade, daß unſer,
dem Weltleben ganz entfremdeter, ſanftmüthiger Vater
nicht die Kraft hatte, die zuweilen etwas ſtarken Aus—
brüche einer unbeſonnenen, muthwilligen, dabei aber nicht
unedlen Natur zu dämpfen und zu zügeln. Der Einzige