Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

21 
finden. Bald darauf verließen ſie das Haus, nachdem 
ſie das weinende Mädchen durch freundliche Zuſagen be— 
ruhigt, auch der Mutter Unwillen gegen die Tochter durch 
eindringliche Vorſtellungen gemildert hatten. Früh am 
folgenden Morgen fuhren ſie nach dem Gerichtshauſe. 
Bei ihrem Eintritt in den Saal ſah ſich Adele nach Lucien 
um und erblickte ſie dem Platze des Gefangenen gegenüber, 
ihn von Zeit zu Zeit durch einen Blick der Erkennung 
und durch ein Lächeln zu ermuthigen. Doch aller ihrer 
Anſtrengungen zum Trotz war dies Lächeln nur ein ſehr 
trauriges: denn ſo voll und ſchwer war ihr das Herz, 
und die Erſcheinung der Gerichtsherren nicht geeignet, 
ihre Hoffnung zu ſtärken. Andreas betheuerte ſeine Un⸗ 
ſchuld, ſeine gänzliche Unwiſſenheit des Inhalts der Brief⸗ 
taſche, die ſein Bekannter ihm in die Hand geſchoben 
hatte. Allein ſeine Vertraulichkeit mit dergleichen Leuten 
ſprach allzu ſehr gegen ihn. Giraud und ſein Genoſſe 
waren der Polizei wohl bekannt als höchſt verworfene, 
übel berüchtigte Geſellen und der Verkehr mit ihnen konnte 
nur Verdacht erwecken. So that denn des Gefangenen 
Ausſage wenig Wirkung auf die Anſicht des Richters, 
welcher, während Andreas ſprach, zweifelnd den Kopf 
ſchüttelte. Darauf berichteten die beiden Damen Alles, 
was in ihrer Gegenwart vorgegangen war, beſchrieben des 
jungen Mannes unbefangene, ſorgloſe Miene, mit der er 
das Taſchenbuch hingenommen, und ſuchten zu beweiſen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.