Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

221 
gar nicht daran zu denken, daß Du Dein Brod und Deinen 
Käſe an Paul weggabſt und zu Hauſe vor Betrübniß 
auch wohl nicht viel genießen konnteſt. Du mußt ja nun 
halb todt ſein vor Hunger! Ich hatte noch ein gutes 
Mittagseſſen, ehe ich wegritt, und doch bin ich ſchon wieder 
heißhungrig, wie ein Wolf.“ — „Das macht Alles die 
Gewohnheit,“ ſagte Fanchon munter. „Ihr in dem 
Pachthauſe haltet täglich drei bis vier gute Mahlzeiten; 
ich war immer froh, wenn wir Eine hatten, und ſo thut 
mir's nicht viel, wenn ich einmal ein Mittagseſſen über— 
ſchlagen muß.“ — „Das iſt,“ ſagte Michel lachend, „noch 
eine vortreffliche Eigenſchaft an einer Frau.“ — „Aber 
ich bin noch keine Frau, und werd's auch ſobald noch 
nicht werden,“ ſagte das Mädchen ebenfalls lachend. Hier 
verfiel Michel abermals in Nachſinnen, dann ſagte er: 
„der Dich wählt, wird kein Narr ſein.“ — „Das will 
ich auch nicht hoffen, denn vor einem Narren würde ich 
mich ſchönſtens bedanken.“ — Hier entſtand eine Pauſe, 
und dann ſagte Michel: „Du mußt mich für einen wahren 
Einfaltspinſel halten: denn ich kann hier gar nichts für 
uns thun, und Du weißt Rath für Alles. Doch ſieh, 
Fanchon, als ich noch ein kleiner Junge war, mußte ich 
ſchon hinter dem Pfluge hergehen und die Ochſen über 
die Ackerfurchen treiben. In der Folge arbeitete ich immer 
nur auf meines Vater Pachtung, fand täglich meinen 
Tiſch gedeckt und hatte vollauf. Dann heirathete ich früh,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.