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Ihr habt Recht, es iſt gut, daß ſie in Dienſt geht. Bliebe
ſie länger zu Hauſe, ſo möchte ſie ſich an Müßiggang
gewöhnen.“ — „O damit hat's keine Noth,“ antwortete
Barbara. „Ich glaube, meine Fanchon ſchrubbte lieber
auf ihren Knien die Steine an der Landſtraße ab, als
daß ſie nichts thun ſollte. Die wird ein Schatz für
Jeden ſein, der ſie in Dienſt nimmt, das kann ich Euch
ſagen, und ich wünſchte nur, Ihr hättet ſie ſelbſt ge—
nommen.“ Und Anna erwiderte freundlich: „Für dies
Jahr iſt's nun freilich zu ſpät, doch mag's künftiges ſein.
Aber bis dahin wird es ihr gut thun, daß ſie nach
Grandpré kommt. Gerard hat eine ziemlich große, gut
eingerichtete Wirthſchaft, und ſie kann da viel lernen.
Wann geht ſie hin?“ — „Morgen muß ſie da ſein; aber
es iſt ein weiter Weg für eine ſo junge Dirne, allein
zu gehen.“ — „Allein braucht ſie ihn nicht zu machen,“
ſagte der Pachter. „Mein Sohn reitet morgen hinüber;
er kann ſie mitnehmen. Und,“ ſetzte er hinzu, „da Fanchon
in dem Hauſe leben wird, kann ſie uns vielleicht einen
guten Dienſt leiſten.“ Hierauf theilte er der guten Bar⸗
bara ſeine Hoffnung mit, zwiſchen ſeinem Sohne und
Gerard's Tochter eine Heirath zu Stande zu bringen,
und wie er meine, ihre Fanchon könne, ſobald ſie mit der
Familie erſt recht bekannt ſei, auf geſchickte Weiſe ein
gutes Wort für ſeinen Sohn einlegen. — „Das kann
ſie,“ ſagte Barbara, „mit gutem Gewiſſen thun: denn