Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

mal, jedoch nicht entmuthigt. In dem Entſchluſſe ihre 
Bemühungen fortzuſetzen, hatte ſie ſoeben der Frau von 
Heranville ihre Abſicht erklärt, am nächſten Tage die Lä— 
den zweiter Klaſſe zu beſuchen, als plötzlich der Wagen 
durch eine Menge ſich in der Straße begegnender Fuhr— 
werke aufgehalten wurde. Sie hielten gerade vor der 
Thür eines kleinen Magazins von der Art, wie Adele an— 
gedeutet hatte. Eben wollte ſie ihren Wunſch ausſprechen, 
gleich jetzt einzutreten — da es noch ganz hell war — 
als ihre Aufmerkſamkeit durch zwei Perſonen angezogen 
wurde, die ſich nicht weit von der Thür des Magazins 
mit einander unterhielten und deren Stimmen ſie ganz 
deutlich vernehmen konnte. Auch ihrer Begleiterin Neu— 
gierde wurde erregt durch den Eifer, mit dem die Beiden 
ſprachen, und durch den Ausdruck tiefen Kummers in dem 
Geſichte der ältern Perſon, eines jungen Mannes von un— 
gefähr fünf und zwanzig Jahren, der nach ſeiner Tracht 
und ſeinem Accente ein Fremder ſchien. — — Halb vor⸗ 
wurfsvoll war der Ton, mit dem er ſagte: „Ich habe es 
Dir ja verſprochen, willſt Du mir denn nicht glauben?“ 
und Adele legte ſich, ſoweit ſie konnte, aus dem Wagen, 
um dem jungen Mädchen, an welches dieſe Worte gerichtet 
waren, in's Geſicht zu ſchauen; doch dies gelang ihr nicht, 
denn Jene ſtand abgewendet und hatte die große Kappe 
eines wollenen Mantels ſo über den Kopf gezogen, daß 
ihr Geſicht faſt ganz darunter verborgen war. —
	        
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