Full text: Lebensbilder aus der Wirklichkeit, nach englischen Originalen bearbeitet und der heranreifenden Jugend zur belehrenden Unterhaltung gewidmet

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davon und ſah ganz glücklich aus, das arme kleine Ding! 
Eigentlich, wenn man's recht bedenkt, liebes Fräulein, 
was nützt den jungen Dirnen ſolchen Standes die Schön— 
heit? Sind ſie nicht oft weit beſſer daran ohne dieſes 
Geſchenk der Mutter Natur? —„Und ihr Name? Sie fragten 
die Kleine nicht nach ihrem Namen?“ rief Adele mit vor— 
wurfsvollem Ton. — — „Ei wohl, mein Fräulein, that 
ich es, und ſie ſagte mir, ſie hieße Lucie Delmont und 
ſei eine Blumenhändlerin. Dies war aber auch Alles, 
was ich von ihr herausbringen konnte. — — „Was mag 
ſie mit dem Gelde gewollt haben? Vielleicht litt ſie Hun— 
ger? — „Es iſt des Elends ſo viel in Paris!“ fuhr 
Fräulein von Varenne nach einer Pauſe ernſten Nach⸗ 
ſinnens fort. — — Ihr entgegnete der alte Mann: „Sehr 
blaß und mager war ſie freilich; doch das ſind unſre jun⸗ 
gen Städterinnen in der Regel. Quälen Sie ſich doch darum 
nicht ſo, liebes Fräulein! Ich werde die Kleine unverzüglich 
aufſuchen, ſie hoffentlich wiederfinden und dann alle ihre 
Verhältniſſe genau ausforſchen.“ Hierauf empfahl Herr 
Lagnier ſich ehrerbietig, warf noch einen recht beifälligen 
Blick auf die vortheilhafte Veränderung in des Fräuleins 
äußerer Erſcheinung und verließ mit befriedigtem Künſt— 
lerſtolze das Zimmer. — — Nachdem nun Adele ihrer 
Jungfer geklingelt hatte, ließ ſie ſich gleichgültig und zer— 
ſtreut vollends ankleiden. Ihre Gedanken waren bei dem 
jungen Mädchen, das ihrer Schönheit beraubt worden
	        
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