men wird;“ und ohne eine Antwort zu erwarten, fing er
die Flechtarbeit an. In wenigen Augenblicken war dieſe
vollendet und des alten Mannes Freude außerordentlich.
„Nun iſt's ſo!“ rief er voll Entzücken aus; „ich wußte
ja, gerade ſo müßten Sie es haben. Oh, Fräulein,
nun erlauben Sie auch, daß es ſo bleibe! Ich würde in
Verzweiflung ſein, müßte ich den ſchönen Bau wieder zer—
ſtören.“ — — Adele war noch unſchlüſſig: doch wurde ihr
Bedenken nicht durch einen Gewiſſensſkrupel veranlaßt.
Sie war Franzöſin, eine Schönheit und verſchmähete als
ſolche nicht ganz die kleinen Künſte feiner Koketterie. Ihre
Reize durch einen leichten Betrug in der Toilette zu er—
höhen, ſchien ihr eine ſehr verzeihliche Sünde, welche ja
ohnedies in der ſie umgebenden vornehmen Welt für noth—
wendig gehalten und ſelbſt zur Tugend geſtempelt wurde.
Ein nicht gewöhnliches Mädchen, eine kleine Schwärmerin
mit einem warmen Herzen und einer lebhaften, vielleicht
nur allzu erregbaren Phantaſie, war ſie von Kind auf ge—
wohnt, nachzudenken, zu fragen, Schlüſſe und Folgerun—
gen zu machen; doch dabei faſt gänzlich ihrem eignen Ur—
theil ohne Leitung hingegeben, wirkte dieſe Gewohnheit
nicht in jeder Hinſicht vortheilhaft zur Bildung ihres Cha—
rakters, in welchem aber ſtets das Gute vorherrſchend
blieb: denn ſie war Eines von jenen durch die Natur be⸗
günſtigten Weſen, die kein Glück verderben, keine Erzieh⸗
ung gänzlich mißleiten kann, und deren Fehler ſelbſt aus