Der Palaſt der Rache. 255
zu ihr ſagte; Warum betruͤbeſt du dich ſo, du
ſchoͤnſte Prinzeßinn? Wenn Philax das Glück,
von dir geliebt zu werden, nicht gnugſam zu ſchaͤ⸗
tzen weiß, ſo biethe ich dir mein Herz an, welches
tauſendmal dankbarer ſeyn wird, und ſchon itzo
aufs ſtaͤrkſte von deinen Reizungen gerüͤhrt iſt.
Ich verſpreche dir eine ſo groſſe Gluͤckſeligkeit, nach
der eine jede Schöne ſich ſelbſt bemuͤhen ſollte, nur
du nicht, du Schoͤnſte! denn alle Welt muß billig
deine Herrſchaft erkennen. Die Prinzeßinn er⸗
ſtaunte uͤber.dieſer Stimme: ſie meynte, ſie waͤre
ganz allein im Irrgarten; und da ſie kein lautes
Wort geredet hatte, ſo mußte ſie ſich noch viel
mehr wundern, daß dieſe Stimme ihre Gedanken
beantwortete. Sie ſah ſich uͤberall um, und end⸗
lich ſah ſie ein Maͤnnchen in der Luft, welches auf
einem Maykaͤfer ritt. Fuͤrchte dich nicht, ſchoͤnſte
Prinzeßinn! ſagte er: kein Liebhaber iſt dir mehr
unterthaͤnig als ich. Und ob ich wol heute zum
erſtenmal vor dir erſcheine, ſo liebe ich dich doch
ſchon lange, und ſehe dich ſeit dieſer Zeit alle Ta⸗
ge. Du ſetzeſt mich in Erſtaunen, antwortete
Imis: wie? du ſieheſt mich alle Tage, und du
weißt auch was ich denke? Wenn dieſes iſt, ſo
haſt du auch wiſſen muſſen, daß es vergebens ſeyn
wird, mich zu lieben. Philax, dem ich mein Herz
geſchenkt habe, iſt viel zu liebenswuͤrdig, als daß
er nicht allezeit im Beſitze meines Herzens bleiben
muͤßte. Und ob ich gleich itzo mißvergnuͤgt mit ihm
bin, ſo liebe ich ihn doch auch itzo ſo ſtark als je⸗
mals. Aber, wer biſt du denn, und wo haſt du
R 4 mich